Es war einmal eine zierliche, blasse Frau. In ihrer zierlichen Hand trug sie ein Messer. Es war ein schönes Messer mit einem zierlich verziertem Griff und die Frau trug es gern bei sich. Nun ereilte aber auch diese Frau das Alter und die Kraft schwand langsam aus dem zierlichen Körper und so rutschte ihr, hin und wieder, das zierliche Messer aus der Hand und glitt auf den Boden. Dies nun beobachtete ein sehr gut ausgebildeter und stattlicher Mann, sprang hinzu und hob das Messer mit dem schön verzierten Griff auf und legte es der blassen, zierlichen Frau wieder in die Hand zurück. Er wollte sich gerade wieder abwenden, da verließ das Messer erneut die Hand seiner Besitzerin. Er trat hinzu, hob es auf und wollte es der zierlichen Frau gerade zurückgeben, da fiel das Messer erneut zu Boden.
Er bückte sich nun so lange nach ihm und hob es immer wieder auf, bis er begriff: dieses Messer ist ein fallendes Messer. Es wird weder in der zierlichen Hand der alten Frau bleiben, noch in seiner. Und als ihn am Ende seiner Tage die Kräfte verliessen, stolperte er, verrenkte sich die Glieder und fiel kopfüber in eben das Messer, welches ja nicht in der Hand der blassen, kleinen Frau bleiben wollte. Da blieb das Messer mit dem zierlichen Griff nun in dem gut ausgebildeten, stattlichen alten Manne stecken, so wie der Vorgang auch.
Die alte Frau mit den zierlichen Händen weinte, denn nun kam die Polizei und holte den toten Mann ab und mit ihm verschwand auch das Messer.
Die blasse Frau sah den beiden, eingekeilt zwischen Vorhang und Fensterscheibe, noch lange hinterher.
Mir tut sie leid, die Frau ohne Messer. Sie hatte ja nur dieses Messer und jetzt hat sie gar nichts mehr, nicht mal mehr einen Mann. Und als der Staub verzogen war, glitt sie am Fenster hinunter, krallte die linke Hand in den Vorhang und unten angekommen schaute sie ganz ruhig und lange, sehr lange in die gegenüberliegende Zimmerecke.
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