Für eine ganze Generation wird diese Grunderfahrung, die unser aller Leben für den Moment geändert hat und uns vor Fragen stellt, die man sich eigentlich nicht zu stellen bereit war, weitreichende Auswirkungen haben. Doch Hoffnung kommt aus einem Nietzsche-Zitat: „Was mich nicht umbringt, macht mich stärker.“ Einige unserer Ansichten werden sich ändern müssen, andere werden weiter sträflich verfestigt. So hielt man vor der Corona- Krise den Home-Office-Bereich für zu wenig produktiv. Jetzt erweist sich erzwungener Weise das Gegenteil. Das Pflegepersonal in unserem schönen Land war lange Zeit nicht wichtig genug für Politik und Wirtschaft, jetzt hat man ihren lebenserhaltenden Wert für die ganze Zivilisation erkannt. Das Grundeinkommen sei zu teuer. Es ist aber inzwischen nur noch ein kleiner Schritt vom Rettungsschirm zur Entscheidung, jeder Mensch hat ein Recht auf Leben und sollte nicht darum kämpfen müssen. Den Zusammenhang von „Lohn und Arbeit“ noch nicht aus den historischen Kategorien entlassen zu haben, erweist sich immer mehr als sträflich. Wir leben weiterhin in einer Situation, die dich zum Opfer der Wirtschaft macht, wenn du deinen Arbeitsplatz verlierst, aber nicht sofort stirbst, sondern als Konsument in ihr verbleibst. Wenn man die Bedingungsverknüpfung zum Geld entkoppelt, sollte auch die Existenzangst verschwinden. Kommen wir nun auf die Frage, wie das alles die Kunst verändern wird… Sicher, ich habe die Position des "fröhlichen Wissenschaftlers" inne, da ich 35 Jahre lang freiberuflich gearbeitet habe und nicht wissen konnte, „was morgen kommt“. Ich bin sozusagen daran gewöhnt. Eine Seuche bringt nun allen gleichermaßen diese Erfahrung in ihren Alltag. Wenn man geplagt wird von der Angst, sich zu infizieren, oder seinen Arbeitsplatz zu verlieren, fällt es wohl schwer, die positiven Aspekte einer solchen Situation zu erfassen. Vielleicht kann ich da helfen, denn obwohl wir alle gerade mehr oder weniger in die Isolation gehen, um der Verbreitung des Corona-Virus entgegenzuwirken, ahnen wir doch auch schon, dass es uns näher zusammenrücken läßt, da es auf dieser Welt bald niemanden mehr zu geben scheint, der die Auswirkungen der Pandemie nicht früher oder später zu spüren bekommt. Kommen wir nun auf die Frage zurück, wie das die Kunst verändern wird… Ein Jeder von uns ist nun mehr oder weniger gezwungen, herauszufinden, was wirklich wichtig ist in seinem Leben und das machen wir alle gleichzeitig durch. Wir werden erfahren können, wie viel Überflüssiges in unseren Alltag eingebrochen ist. Mit einer leichten Entwöhnung vom permanenten Shoppen, unterbrechen wir wie nebenbei internationale Produktionsketten, die auf Verschleiß und Überproduktion gesetzt haben. Die ständige Vernichtung von nagelneuen Artikeln des Konsums war schon so paradox, dass erst ein Virus auf den Weg gebracht werden musste, um dem ein Ende zu setzen. Das heißt, Mutter Erde erholt sich gerade. Keine skifahrenden Menschenmassen mehr in den Gletscherregionen. Der unsinnige Bau von abertausenden Autos, die jeden Tag vom Band gelaufen sind, ist gestoppt. Der Himmel und die Strassen sind leerer geworden. Weniger CO2, weniger Müll, weniger Stromverbrauch, weniger Ölverbrauch. Und was vor kurzem noch sooo schwierig schien- Deutschland wird seine Klimaziele spielend leicht erbringen - mit Hilfe einer Krise. Kommen wir nun auf die Frage, wie das die Kunst verändern wird… Ich mag naiv sein, aber selbst die Terroristen müssen eine Pause einlegen. Durch die fehlenden Menschenansammlungen sind all die „schönen“ Ziele verschwunden. Wer wünschte sich da nicht, das möge möglichst lange anhalten. Die Welt steht still, der Kapitalismus hat den Geist aufgegeben und doch hoffen die meisten Menschen und natürlich auch die amtierenden Regierungen und Politiker, die Krise möge schnell vorübergehen, um wieder in das alte, wohlbekannte Leben zurückkehren zu können. Im Gegenteil steckt aber womöglich die Chance zu einem Reset eines automatisierten Denkmusters. Kommen wir nun auf die Frage, wie das die Kunst verändern wird… Der Kampf gegen eine Seuche ist das eine. Da erscheint jedem die Rettung und Rückkehr in den gewohnten Alltag als erstrebenswert. Vor allem, wenn es für viele Menschen auch ums wirtschaftliche Überleben geht. Auf der anderen Seite wurde es wohl Zeit, dass wir den globalen Dämpfer unserer Systemroutinen, überreizten Unterhaltungssüchte, maßloser Konsumentenmentalität und der arroganten westlichen Denkart gegenüber anderen Kulturen zu spüren bekommen. Die stigmatisierte Gruppe ist immer die, die anders ist als wir. Und so wird auch aus überholten Denkmustern heraus, wieder ein Schuldiger gesucht, um die eigene kulturelle oder soziale Gruppe ideologisch zu stützen und zu schützen. Der Umgang von neuzeitlichen Gesellschaften mit Infektionskrankheiten sucht natürlich inzwischen einen anderen Schuldigen als Gott, der noch im Mittelalter für solche Art Bestrafungen für unsere Sünden zuständig war. Folgen hat es aber trotzdem, denn es gehen mit dem Bekanntwerden der verursachenden Herde auch Stigmatisierungen durch die Gesellschaften, die sich lange halten werden. Als wir von dem Coronavirus hörten und davon, dass er in China nachgewiesen wurde, beschrieben die Chinesen, dass sie sich im Ausland ausgegrenzt fühlen, heute spricht Trump vom "chinesischen Virus" und hat damit die Schuldigen identifiziert. Auch mit Europa hat er ja schon geliebäugelt. Damit wird die eigene Kulturgruppe gestärkt und geschützt. Wir haben also immer noch das Problem, dass wir uns im Anderen nicht selbst erkennen können und wieder, wie schon so oft, durch Stereotypisierung Abgrenzungen vornehmen. Erst wenn alle das gleiche Problem haben, scheint eine Veränderung dieser uralten Muster möglich. Und nun ist es ja endlich soweit. Kommen wir nun also auf die Frage, wie das die Kunst verändern wird… Es wird natürlich nicht nur die Kunst verändern. Wir werden gerade komplett neujustiert und je länger wir in dieser Situation leben müssen, um so größer die Chance, das wir in mehrerlei Hinsicht den Ausstieg aus dem Althergebrachten, aus dem Gewohnten schaffen. Das, wo vor sich die meisten Menschen normalerweise fürchten - die VERÄNDERUNG - ist nun passiert. Und seien wir doch mal ehrlich, nichts Geringerem, als einer solchen Bedrohung hätten wir gestattet, dermaßen in unser Leben einzubrechen. Aber nun ist es so und wir können rausfinden, wie wir Langeweile und Existenzangst bekämpfen. Beides kann sich in Luft auflösen, sobald wir die Chance für uns durch diese Ausnahmesituation erkannt haben. Der allergrößte Verlust sind sicher die persönlichen sozialen Kontakte, aber die bleiben ja bestehen und durch das Vermissen erkennt man mitunter erst den Wert. Ich will nun endlich zu der Frage kommen, wie das die Kunst verändern wird, denn die Kunst entwickelt Radikalmodelle für die Zuschauer, um sie den Unterschied von Realität und Wirklichkeit erkennen zu lassen… Nietzsche würde womöglich sagen, das Virus räumt anständig auf. Darwin kann sich auf die „natürliche Auslese“ berufen. Wissenschaftler, die uns ständig vor Überbevölkerung warnen und ausrechnen, in wie vielen Jahren das Wasser knapp wird für die Menschheit, schöpfen wieder Hoffnung, das keine ethische Entscheidung getroffen werden muss bei der Dezimierung der Massen. Die AfD wird sich in der Ausgrenzungspolitik vom Balkon aus anschauen, wie andere nun ihr Anliegen umsetzen. Die Grenzen sind ja noch lange nicht dicht genug - die Viren kommen ja noch durch. Eine mexikanische Mauer war überhaupt das weitsichtigste Projekt des US-Präsidenten. Ja, wir fürchten solche Gedanken, aber seien sie darauf gefasst, jeder, der seine Interessen damit verwirklichen kann, wird sich das zu Nutze machen. Das, was an der Zukunft rosig wird, wird vor allem jetzt entschieden und wer nur wiederhaben will, was war, bläst im Grunde in ein verstimmtes Horn. So, und nun zur Kunst und was sie verändern kann…
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